Digitales Kidnapping wird zum merkwürdigsten Trend im Internet

Digital-Kidnapping

Es gibt viele seltsame Dinge im Internet. Das 10-stündige Nyan Katzenvideo mit fast 40 Millionen Aufrufen oder die Dating Website speziell für Menschen, die glutenfrei leben. Aber hier ist eine Sache, die “merkwürdig” auf ein ganz neues Level hebt, denn auf den ersten Blick was man wirklich nicht, was man davonhalten soll. Und dieser Trend ist digitales Kidnapping. Und nein, es ist nicht so einfach, wie Sie denken.

Was ist digitales Kidnapping?

Was passiert beim digitalen Kidnapping also genau?

Irgendjemand—ein völlig Fremder—erschleicht sich Fotos vom Kind eines anderen, meist Kleinkinder oder Säuglinge. Er stellt die Bilder auf ein separates Profil bei Facebook, Instagram oder eine andere Plattform und gibt das Baby als sein eigenes aus. Meistens posten sie diese Bilder mit sehr detaillierten fiktiven Informationen, einem ausgedachten Namen, Größe, Gewicht und so weiter. Manchmal werden auch Bilder von Erwachsenen gestohlen, um eine völlig fiktionale Familie zu erschaffen.

Vermutlich ist es viel komplizierter, als dass man es digitales Kidnapping nennen könnte. Es ist ein bisschen wie “Familie spielen, oder? Außer dass diese Fremden normalerweise Bilder von den Babys eines Anderen nehmen, ohne dass diese davon wissen. Und nebenbei, wusste Sie, dass die Leute, die diese Baby-Rollenspiel-Blogs machen, meistens Mädchen im Teenager-Alter sind?

Was sind Baby-Rollenspiel-Blogs?

Lassen Sie uns mal etwas genauer hinsehen, wie diese Blogs funktionieren.

Wenn Sie bei Instagram oder Facebook nach #BabyRP suchen, werden Sie tausende Blogs dieser “Community” finden. Einige geben sich als Adoptionsagenturen aus, andere als tatsächliche Eltern oder Familien.  Es scheint, als würden diese Menschen eine Fantasie ausleben, zumindest im digitalen Sinne.

Hier ist ein Beispiel von Crime Feed:

In diesem Szenario tut der Rollenspieler nicht so, als sei sie die Mutter des Kindes, sondern das Kind selbst. Genauso posten viele Bilder davon, wie ihr Traumhaus aussehen würde oder sie als Mutter des Kindes wären. Mit dem einen Unterschied, dass sie die Bilder gestohlen haben, was das ganze zum Problem macht.

Digitale Täuschung ist nicht ungewöhnlich. Das ist es, was Pinterest so beliebt macht. Man kann das Leben vortäuschen, das man gerne hätte und so seine Fantasien ausleben. Internetrollenspiele sind genauso wenig ungewöhnlich. Es ist nur so, dass hinter diesen Baby-Rollenspiel-Blogs Bilder von echten Kindern und echten Eltern stecken. Und das macht das Ganze… naja, ehrlich gesagt ziemlich unheimlich.

Wer steckt hinter digitalem Kidnapping??

Man könnte meinen, dass hinter diesen Blogs Pädophile oder echte Kidnapper stecken. Aber nein, wie schon gesagt, sind diese Blogger häufig Mädchen im Teenager-Alter. Lindsay Paris, selbst Mutter, fand heraus, dass das jemand das Bild ihres Sohnes auf seiner Homepage nutzte. Als Paris der Bloggerin schrieb und verlangte, dass die Bilder aus dem Netz genommen werden sollten, fand sie heraus, dass sie mit einem 16-jährigen Mädchen aus Kalifornien sprach. Sie entschuldigte sich und sagte, sie wollte niemanden verletzen, aber sie wollte immer schon ein rothaariges Baby haben.

Noch beunruhigender ist allerdings, dass diese Baby-Rollenspiele technisch gesehen kein Verbrechen darstellen. Denn das Teilen von Bildern verletzt nicht die Nutzungsbedingungen vieler Social Media Plattformen. Und dann ist es zum größten Teil harmlos – die Bilder werden gestohlen, nicht die Kinder. Aber wenn die Eltern dadurch beunruhigt werden und sich um die Sicherheit ihres Kindes sorgen, finde ich schon, dass ihre Gefühle zählen.

Was muss dagegen getan werden?

Zuerst möchte ich mich an die Eltern von Kleinkindern und Säuglingen wenden.

Natürlich möchte jeder das Aufwachsen seiner Kinder dokumentieren, aber Bilder davon ins Internet zu stellen, ist vielleicht nicht die beste Idee. Ich empfehle Ihnen:

  • Ihre Datenschutzeinstellungen zu prüfen und anzupassen
  • Bilder Ihrer Kinder nicht öffentlich zu machen – beschränken Sie sich auf Familie und Freunde
  • Versehen Sie die Bilder nicht mit dem Aufenthaltsort der Kinder
  • Versehen Sie die Bilder mit einem Wasserzeichen, um Ihre Eigentumsrechte deutlich zu machen

Und jetzt möchte ich mich an die Eltern von Teenagern wenden.

Wie wir schon oft erwähnt haben, müssen Sie die Internetaktivitäten Ihrer Kinder genau im Auge behalten. Bisher haben wir nur darauf hingewiesen, wie Sie sicherstellen können, dass sie keine kompromittierenden Bilder anderer Teenager haben. Wenn wir aber jetzt bedenken, dass es fast immer Teenager sind, die hinter den oben genannten Dingen stecken, sollten Sie auch dafür sorgen, dass sie keine Bilder von den Babys anderer Leute haben.

  • Überprüfen Sie mit Ihrer Überwachungs-App den internetverlauf
  • Sehen Sie dich die Fotos an und suchen Sie nach Bildern von Kindern, die Sie nicht kennen
  • Sehen Sie sich die Social Media Konten an und schauen Sie, was dort gepostet wird und welche Interessen sie haben

Während die Leute immer noch diskutieren, ob dieses Phänomen harmlos oder gefährlich ist, ist es Ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass Ihre Kinder keine Bilder stehlen. Und noch wichtiger: Sorgen Sie dafür, dass diese Bilder nicht auf irgendeine Art und Weise genutzt werden, die jemand anderem schadet oder jemanden beunruhigen könnte.

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